Dieses Bild entstand aus dem experimentellen Umgang mit Farben, Acrylgel und einem Zeitungsschnipsel, auf dem eine Abbildung des Totentanzes aus der Renaissance zu sehen ist.
In Assoziation zu der geschütteten Figur, die sie an eine Tänzerin erinnert, fügt Waltraud Zechmeister ihr eigenes Gedicht
Setze dir eine Krone auf,
binde dir eine Maske auf
und tanze mit dem Tod.
(aus der Anthologie "Tiefschwarze Wörterspiralen in rosa Aspik"
MIXED MEDIA AUF LEINWAND / 40 x 40 / 2022
400,-
Dieses Bild ist von dem folgenden Gedicht inspiriert:
Rainer Maria Rilke „Der Panther“
Im Jardin des Plantes, Paris
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.
Mit dem Eingesperrtsein des Panthers, der bei Rilke unverkennbar ein Symbol für den Menschen ist, assoziiert Waltraud Zechmeister das Eingesperrtsein während der Pandemie. Auch wir sind eingesperrt in unsere 4 Wände, umgeben von unseren Gedanken, die oft nur um das Virus kreisen - ein Tanz (...)u m eine Mitte - und den Informationen von draußen, symbolisiert durch die Zeitungen im Hintergrund und den PC, der auch auf Homeoffice deuten soll. Und draußen die Natur, zu der wir nicht gelangen können. Das Auge zeigt die Sehnsucht danach - geht ein BIld hinein (...) und hört im Herzen auf zu sein. Auf den weißen Stäben - Verweis auf die digitalen Schranken - ist der Text von Rilke geschrieben, die Pantherpfote verweist auf das Gedicht und die Maske auf Corona.
MIXED MEDIA AUF LEINWAND / 40 x 40 / 2022 / 500,-
Dieses Bild ist von dem folgendem Gedicht inspiriert:
Paul Celan „Corona“
Aus der Hand frißt der Herbst mir sein Blatt: wir sind Freunde.
Wir schälen die Zeit aus den Nüssen und lehren sie gehn:
die Zeit kehrt zurück in die Schale.
Im Spiegel ist Sonntag,
im Traum wird geschlafen,
der Mund redet wahr.
Mein Aug steigt hinab zum Geschlecht der Geliebten:
wir sehen uns an,
wir sagen uns Dunkles,
wir lieben einander wie Mohn und Gedächtnis,
wir schlafen wie Wein in den Muscheln,
wie das Meer im Blutstrahl des Mondes.
Wir stehen umschlungen im Fenster, sie sehen uns zu von der Straße:
es ist Zeit, daß man weiß!
Es ist Zeit, daß der Stein sich zu blühen bequemt,
daß der Unrast ein Herz schlägt.
Es ist Zeit, daß es Zeit wird.
Es ist Zeit.
Mit dem Titel des Gedichts hat Celan das Sternzeichen CORONA borealis gemeint, in meinem Bild links oben. Weitere Versatzstücke von Celans Gedicht sind der Mond mit seinem Blutstrahl, die geknackt Nuss, aus der die Zeit entweicht, auch symbolisiert durch die auf dem Mond befestigte Uhr die eine Bilddiagonale. Der Mund stammt von Celan, wird bei Waltraud Zechmeister gleichzeitig zur Hölle, da er der Überträger des Virus ist. Weitere Verweise auf das Virus sind die Maske auf dem Sternzeichen und die Menschen, die in einem Abstand auf die Hölle zugehen. Diese Menschen sind auch inspiriert von Celan, der in seinem Gedicht von Geschlecht spricht als Vagina aber auch als seine Vorfahren. Daher der Titel des Bildes: C. Für CORONA, 50 für die Entstehungszeit des Gedichts und 20 für 2020 und die CORONA Pandemie.
ACRYL AUF LEINWAND / 40 x 40 / 2022 / 500,-
Dieses Bild ist von dem folgenden Gedicht inspiriert:
Stefan George Algabal
Mein garten bedarf nicht luft und nicht wärme ·
Der garten den ich mir selber erbaut
Und seiner vögel leblose schwärme
Haben noch nie einen frühling geschaut.
Von kohle die Stämme · von kohle die äste
Und düstere felder am düsteren rain ·
Der früchte nimmer gebrochene läste
Glänzen wie lava im pinien-hain.
Ein grauer schein aus verborgener höhle
Verrät nicht wann morgen wann abend naht
Und staubige dünste der mandel-öle
Schweben auf beeten und anger und saat.
Wie zeug ich dich aber im heiligtume –
So fragt ich wenn ich es sinnend durchmass
In kühnen gespinsten der sorge vergass –
Dunkle grosse schwarze blume?
Ausgegangen ist Waltraud Zechmeister von dem Satz wie zeug ich dich (...) Dunkle grosse schwarze blume. Daraus entstand die Bilddiagonale, die man entweder als Zeugung der Blume oder auch als Verschlingen des Menschen durch die Blume deuten kann. Die weiteren Versatzstücke stammen alle aus dem Gedicht (Heligtume, ungepflückte Läste auf den Bäumen, leblose Vögel).
Der Titel des Bildes ist auch bewusst zweideutig gewählt: G für George, aber auch für Greta, in deren Vision die Erde vielleicht mal so aussieht, wenn es keinen Klimawandel gibt:
ACRYL AUF LEINWAND 40 x 40 / 2022 / 500,-
Das Bild ist von dem folgenden Gedicht inspiriert:
Der Krieg Georg Heym, 1911
Aufgestanden ist er, welcher lange schlief,
Aufgestanden unten aus Gewölben tief.
In der Dämmrung steht er, groß und unerkannt,
Und den Mond zerdrückt er in der schwarzen Hand.
(...)
Auf den Bergen hebt er schon zu tanzen an
Und er schreit: Ihr Krieger alle, auf und an.
Und es schallet, wenn das schwarze Haupt er schwenkt,
Drum von tausend Schädeln laute Kette hängt.
Einem Turm gleich tritt er aus die letzte Glut,
Wo der Tag flieht, sind die Ströme schon voll Blut.
Zahllos sind die Leichen schon im Schilf gestreckt,
Von des Todes starken Vögeln weiß bedeckt.
(...)
In die Nacht er jagt das Feuer querfeldein
Einen roten Hund mit wilder Mäuler Schrein.
Aus dem Dunkel springt der Nächte schwarze Welt,
Von Vulkanen furchtbar ist ihr Rand erhellt.
(...)
Das doppelte "Aufgestanden ist er" möchte Waltraud Zechmeister mit der schreienden männlichen Gestalt im Vordergrund thematisieren. Der Mann ist ungepflegt, wild, dreckig wie einer der lange in "Gewölben tief" schlief,
Seine Augen sind rot vor Kampfeswut und spiegeln die Flammen der Zerstörung. Bewusst wurde kein Soldatentarnanzug gewählt, sondern ein schwarzer Pullover, der vor dem rot-magenta Hintergrund das Grauen des Krieges noch mehr verstärken soll, der eine Kette mit Totenköpfen um seinen Hals trägt - noch von den letzten Kämpfen, bevor er sich zu dem Schlaf in den Gewölben zurückzog und daher etwas morsch und zerrissen. Hoch über dem Kopf hält der Krieg eine Kalaschnikow, mit der er die kampffähigen Männer in die Schlacht befiehlt. Außer dem brennenden Wald, der direkt vom Gedicht inspiriert ist, stammen die weiteren Kriegsgeräte aus dem 21. Jahrhundert - der Panzer und der Laptop, mit dem jede Art von Raketen und auch ABC Waffen abgeschossen werden können. Der rot-magenta Hintergrund verweist auf die Zerstörung durch den Krieg im allgemeinen und das in Heyms allgegenwärtige Feuer.
Das Bild ist anlässlich des Einmarsches von Putins Truppen in der Ukraine am 24. Februar 2022 entstanden.
ACRYL AUF LEINWAND 40 X 40 / 2022 / 600,-
Dieses Bild wurde inspiriert von Manfred Loydolt KRIEGSGEDICHT
Dunkel; ja düster ein Rauch zieht herauf
Verschleiert das Licht das heilt diese Welt.
Wahnsinn und Trauer regiert nun die Zeit
Schwarz fällt der Schleier auf alles was lebt.
Die Seelen der Toten schreien uns zu
Wieso musst ich gehen, warum und wozu
War jung und lieg nun im eigenen Blut!
Musst lassen der Freunde viele zurück.
Nicht Macht und nicht Reichtum ist all das wert
Schweigt still ihr Waffen hört auf das was zählt:
Ist Jugend und Alter; Mann und ist Frau
Ewig zu wachsen im Frieden das Kind.
Das Bild der Seelen der im Krieg Gefallenen war sofort präsent und auch das von düsteren Rauchschwaden verschleierte heilende Licht. Die Farbe für dieses Licht war bald als helles Rosa definiert, da Gelb für die Sonne und den Mond links und rechts im Bild reserviert war. Das Rosa des Hintergrundes wurde granuliert aufgetragen.
Die Farbe für die Seelen wurde in mehreren Schichten aufgetragen, bis dieselben ihre plastische Gestalt bekamen und aus der Tiefe aufzutauchen schienen. Ihre schwarzen offenen Münder beklagen das eigene verlorene Leben, sprechen aber auch vom Fortdauern der Generationen in Mann und Frau und der Zeugung neuer Kinder.
Die ursprüngliche Idee, ein Kind hinter den Seelen hervor wachsen zu lassen mit Blumenkranz und in seinen Händen die blutende Sonne und den weinenden Mond wurde aus verschiedenen persönlichen Gründen fallengelassen, die sich in der Malpause ergeben haben.
Nun schien es zweckmäßiger, das Liebespaar hinter den Seelen hervor wachsen zu lassen als Zeichen für den ewigen Kreislauf des Lebens. Die Komplementärfarben der Kleidung von Mann und Frau sollen deren Zusammengehörigkeit symbolisieren ebenso das Blond und das Schwarz, die für das Völkerverbindende der Liebe steht.
Die Rauchschwaden des Krieges verdüstern diese positiven Gedanken und sollen als Mahnung dienen, Krieg nicht leichtfertig heraufzubeschwören.
ACRYL AUF KEILRAHMEN 40 x 40 / 2022 / 550,-
ORIGINALTEXT VON I. KAMBANELLIS - die Grundlage für das Bild AMOURÖS
Die SSler hatten die Frauen getrennt, von den Männern gesondert, gehalten. Die meisten Frauen wohnten damals in Zelten nahe dem Wald. Zwischen ihnen und uns befand sich der elektrisch geladene Zaun, den ich jetzt vom Turm aus sah, weiter weg der andere Zaun aus Stacheldraht, alle 60 Meter eine Wache. In jener Zeit standen wir jeden Sonntag, an dem wir nicht arbeiteten, stundenlang dort und sahen die Frauen, die von den Zelten heraustraten und uns ebenfalls beobachteten. Die Distanz, die uns trennte, war groß. Es ist fraglich, ob wir miteinander sprechen hätten können, selbst wenn wir geschrien hätten. Selbstverständlich wagte niemand, etwas Derartiges zu versuchen. Noch war es nötig. Dieses schweigsame, gegenseitige Betrachten, das zwei Zäune aus Stachel-draht durchdrang, hatte keine Sprache nötig. Es waren die Stunden der Liebe in Mauthausen. Jedoch bedenke: Diese Frauen und diese Männer, die einander schweigend unendliche Stunden lang ansahen, waren mit denselben gestreiften, verblichenen, tausendmal getragenen Kleidern von Zuchthäuslern bekleidet. Ihre Körper waren ausgedörrt, ihre Wangen eingefallen und haarig durch den Vitaminmangel. Das Haar geschoren, in einem Streifen von der Mitte der Stirn bis zum Nacken rasiert. Nur die Augen waren größer und tiefer denn je, damit sie die Angst fassen konnten. Der unter Hochspannung stehende Zaun und der Stacheldraht mit den Wachen waren nicht eine einfache technische Installation, sondern ein unüberwindbares Hindernis. Hier legte eine Anordnung fest, dass sich das Männliche vom Weiblichen endgültig trenne. Eine Anordnung, groß wie das Schicksal. Eine Trennung des ewigen Paares. Ein Schnitt gegen die Natur, gegen die vom Himmel und der Erde Bestimmten, „ein Fleisch und Blut“ zu sein. Das Leben brach, die Natur war ermordet. In das Essen schmissen sie Drogen. Die Frauen fühlten sich nicht länger als Frauen. Die Regel blieb aus. Die Männer waren impotent, keine Erektionen, keine nächtlichen Ejakulationen. Die Körper waren verdörrt. Aber diese Sonntage waren die Tage der Liebe in Mauthausen. Das lange, stundenlange Betrachten holte die Lust in ihrer ganzen Heiligkeit und Wehmut in die großen und tiefen Augen. Und du spürtest ein Beben in den Füßen, als würde jemand eine riesige, tief in der Erde steckende Trommel schlagen. Wenn die Zäune plötzlich weg wären... Männer und Frauen würden einander in einem gierigen Begehren fassen. Die halbtoten, knochigen Körper würden umarmt auf das Gras und die Erde rollen, würden schmelzen, würden jaulen, würden sterben, wie... wie der Gefangene, der an einem verschneiten Tag in die SS- Küche raste, eine gekochte Rinderkeule umarmte und aß. Er aß und aß. Sie schlugen ihn und er aß, sie verletzten ihn tödlich und er aß weiter, sie töteten ihn und er aß immer noch.