BILDENDE KUNST

Malerei

In den großen Städten / 2024

Die Serie 209 / 2023

Von literarischen Texten inspirierte Acrylbilder / ab 2022

Diese Bilder entstanden in einem Interpretationsprozess, bei dem  sich die in den Gedichten dargestellte Welt in der Vorstellung von Waltraud Zechmeister neu anordnete, manche Metaphern bekamen die Oberhand, andere rückten in den Hintergrund, manche entfielen, da sie in der neuen Konstruktion keinen Platz mehr fanden. 

Diese Vorstellung wurde dann in mehreren, sich immer wieder verändernden Skizzen festgehalten, bis die endgültige Anordnung gefunden war. Bei diesem Prozess begannen auch die Farben immer konkreter zu werden, bis das Bild seinen Weg auf die Leinwand fand.

IM POLAREXPRESS

Dieses Bild ist inspiriert von

 

Ingeborg Rinne; IM GEGENZUG

in der Geschwindigkeit

des Gegenzugs

die fremden Gesichter

in den beleuchteten Fenstern

kaum zu gewahren

 

plötzlich ein Blick

ein Lächeln

wie ein Winken

bevor die eben

aufgetauchten Lichter

im Nachtdunkel

versinken

 

nur eine

flüchtige Begegnung

zweier Reisender

die in entgegengesetzte Richtungen fahren .

 

Schon das erste Mal, als Waltraud Zechmeister bei meinem Autorentreffen am Semmering dieses Gedicht las, entstand ein Bild vor ihrem geistigen Auge, nicht unähnliche dem später auf die Leinwand gebannten. Da der Gedichtband unverkäuflich, da posthum in geringer Auflage erschienen, bat Waltraud Zechmeister, dieses Gedicht abfotografieren zu dürfen. 

Das Werk entstand dann nach langen Vorstudien in Pastellkreiden, die das Vorbeisausen eines Zuges versuchten festzuhalten, nachdem Waltraud Zechmeister viele Fotos von vorbeifahrenden Zügen im Netz studiert hatte. Nach der Phase des Skizzierens entstand die Idee, dass sich der Zug in einer Schneelandschaft zu bewegen hatte. Aus einem dynamischen Vorgang des Auftragens und wieder Wegkratzens heller und dünklerer Farben mit einer Spachtel auf den Keilrahmen entstand die Bewegung der vorbeisausenden Lichter, in die dann das einzelne Gesicht des Gedichtes, das in der Bewegung des Zuges fast stillzustehen scheint, eingepasst. Schneefall und ein kalter Mond ergänzen das Bild, das unter dem Titel "Im Polarexpress" firmiert, um einerseits die Bewegung des Zuges und anderseits das Unterwegssein in der Schneelandschaft zu erläutern.

 

ACRYL AUF KEILRAHMEN  / 40 x 30 / 2023 / Preis auf Anfrage

GRODEK I und GRODEK II - von der Skizze...

... zum fertigen Kunstwerk

Diese beiden Bilder sind inspiriert von

 

Georg Trakl, GRODEK

2. Fassung

Am Abend tönen die herbstlichen Wälder

Von tödlichen Waffen, die goldnen Ebenen

Und blauen Seen, darüber die Sonne

Düstrer hinrollt; umfängt die Nacht

Sterbende Krieger, die wilde Klage

Ihrer zerbrochenen Münder.

Doch stille sammelt im Weidengrund

Rotes Gewölk, darin ein zürnender Gott wohnt

Das vergoßne Blut sich, mondne Kühle;

Alle Straßen münden in schwarze Verwesung.

Unter goldnem Gezweig der Nacht und Sternen

Es schwankt der Schwester Schatten durch den schweigenden Hain,

Zu grüßen die Geister der Helden, die blutenden Häupter;

Und leise tönen im Rohr die dunkeln Flöten des Herbstes.

O stolzere Trauer! ihr ehernen Altäre

Die heiße Flamme des Geistes nährt heute ein gewaltiger Schmerz,

Die ungebornen Enkel.

 

Waltraud Zechmeister wollte sich in ihrem nächsten Bild einem ihrer Lieblingsgedichte, und zwar GRODEK von Georg Trakl, annähern, von dem sie wusste, dass dies eine große Herausforderung für sie sein würde. Von Anfang an war ihr klar, dass der schwankende Schatten der Schwester wieder eine ihrer typischen schwebenden Figuren mit gebogenem Unterleib sein würde, und dies in der Farbe Gelb. Das vergossene Blut wird in der Skizze eine große Blutlache, die sterbenden Krieger ein Berg von blutenden Köpfen, die zur Entstehung des Blutsees mit beitragen. Die Geister, die die Schwester grüßt, entwichen den abgeschlagenen Köpfen. Mond und Sonne sollten an den oberen Eckendes Bildes, das ganz nach dem Prinzip der Aufmerksamkeitspunkte aufgebaut werden sollte,  ihren Platz finden. Im Hintergrund sollte ein Gebirge den düsteren Himmel von der Erde trennen, aus dem ein Blitz herausschießt - Symbol für den zürnenden Gott. Durch den Blitz entzündet sich in einer Schale, die einem zerbrochenen Mund nachempfunden ist, ein Feuer. Rechts und links deuten zwei Bäume einen Hain an. Kriegsgerät liegt verstreut rechts von den blutenden Köpfen, die ebenso wie die Waffen auf einem Erdhügel zu liegen kommen. Links von der Schattengestalt der Schwester sollte ein toter über einem Gitter hängen - Gitter auch ein immer wiederkehrendes Bild bei Trakl.  Soweit die Grundidee des Bildes. Zuerst sollte das Bild im Format 70 x 50 entstehen, in weiterer Folge  reduzierte Waltraud Zechmeister die Bildelemente, da sie das Format 40 x 40 für ihre Bilder bevorzugt, und fertigte eine Skizze in einem Quadrat an. 

Doch dann kamen einige einschneidende Veränderungen in der Herangehensweise von Waltraud Zechmeister an die Malerei. Zunächst brachte das Bild "Allotria", das davor Neugestaltung des Bildes "Auf der Lichtung"  entstand, eine Abwendung von den Figuren mit den gebogenen Unterleibern. Der Besuch einer Ausstellung in der Galerie von Adriana Peterova brachte ein radikales Umdenken für Waltraud Zechmeister: nicht mehr die gerade Linie und die davon umgebene Fläche wurde zum Maß aller Dinge für sie. Wackelige Striche und Flächen erweiterten ihre Vorstellungen von einem Bild - die Serie 209 entstand. Und für das Bild 209/02 nahm Waltraud Zechmeister Anleihe bei ihrer Skizze zum Gedicht "Grodek". Es entstanden immer abstraktere Skizzen, in denen die Elemente der Originalskizze immer weiter reduziert wurden, bis das Bild 209/02 entstand. 

Die ungegenständlichen Bilder aus der besuchten Ausstellung ließen Waltraud Zechmeister aber weiterhin nicht los, sodass sie einige Farbskizzen mit Ölpastellkreiden anfertigte, die die Figuren der Originalskizze zu farbigen Flächen reduzierte und die gelbe Figur der Schwester in den Mittelpunkt rückte. Der Turm der schreienden Köpfe aus 209/02 wird zu einem elfenbeinernen Turm, die Nacht und die Düsternis werden in den Farben Blau, Schwarz und Dunkelviolett dargestellt. Aus dieser bricht ein Blitz hervor - hier orange und nicht mehr weiß wie in 209/02, der ein Feuer entzündet. Die Figur der Schwester und der Turm der Köpfe stehen in einem Blutsee und von dem Elfenbeinturm rinnt Blut herab. Der Erdhügel und die beiden Bäume am rechten und linken Bildrand werden zu braunen Flächen. In diesem Bild wird auch darauf geachtet, in die einzelnen Flächen Strukturen einzuarbeiten, wie im  Feuer, im Blutsee oder im Himmel. Das Bild GRODEK I entstand.

Doch auch dieses war nicht der Endpunkt - zu dicht war es für Waltraud Zechmeister, die Linien doch wieder gerade, es entstand das Bild GRODEK II, in dem Übergänge fließender gestaltet wurden, Farben nicht so pastos aufgetragen wurden, was das Bild viel aufgelockerter und schwebender erscheinen lässt.

 

 BEIDE: ACRYL AUF KEILRAHMEN  / 40 x 40 / 2023 / Preis auf Anfrage

ALLOTRIA

Dieses Bild ist inspiriert von

 

Ingrid Hausknecht, ELFENTANZ

 

der duft des moses ruft zum reigen

im ballsaal der uralten fichten!

die elfen bitten die wölfe zum tanz

die lechzend warten

der mond ist zeuge

erwartet in zärtlicher stille

die ankunft der sonnenflut

der elfenreigen geht zu ende

die wölfe haben ausgetanzt

das elfchen weint sich

morgengrauen von der seele

ein elfenkind bangt um seinen letzten kuss

herbeigehofft in einsamen nächten im feuereis

der abschied trägt seltsame früchte

irgendwann mittgas

an einem unbekannten tag

wirft er sie ab

endlich

reif

 

Waltraud Zechmeister hat sich beim Malen auf das im Gedicht beschriebene Ende des Reigens der Elfen mit den Wölfen konzentriert. Die Sonne steigt hinter den bewaldeten Hügeln auf, verkündet das Herannahen des Tages, es ist Zeit, Abschied zu nehmen, noch ein letztes Herumtollen im Sonnenschein - der ältere Wolf im Hintergrund mahnt schon zum Aufbruch, bald ist der Reigen beendet... aber die nächste Nacht bringt wieder Fröhlichkeit und Allotria. 

 

 

ACRYL AUF KEILRAHMEN  / 40 x 40 / 2023 / Preis auf Anfrage

UMBRAE VITAE

Dieses Bild ist inspiriert von Motiven aus Gedichten der Anthologie

 

Georg Heym, UMBRAE VITAE

 

"Und tausend Fenster stehn die Nacht entlang

und blinzeln mit den Lidern, rot und klein."

"Papierne Kronen zieren sie."

"Ganz grün bin ich innen."

"Die Somnabulen (...)

Aus allen Dächern steigen sie herauf (...)

Die wild den Mond berauschen. süß voll Duft. 

Sie Kitzeln ihn mit ihren zarten Händen."

"Wo durch das Tuch es weiß von Schädeln blinkt"

"Alle Engel schreien in ihren Pfeifen

Über die Türme hinaus (...)"

"In der Nacht jagt er das Feuer querfeldein"

"Der Mund ist feucht(...) und leuchtet rot"

"Meine Seele ist eine Schlange"

"Und kamen durch Stiegen und Gänge"

 

Waltraud Zechmeister fällt die Gedichtsammlung "Umbrae Vitae" von Georg Heym, die erst nach dem Tod des Dichters aus dem Nachlass zusammengestellt wurde, bei einem Flohmarkt in die Hände und gleich weiß sie, dass sie dieses Buch kaufen muss. Daheim vertieft sie sich sofort in die Lektüre, schon bald tauchen Bilder zu den Gedichtzeilen auf, die sie gleich in dem Buch markiert, oft zeichnet sie die Bilder, die sie damit assoziiert am Zeilenrand auf. Es entsteht eine erste Vision eines Bildes. Nach einiger Zeit nimmt sie den Band wieder zur Hand und liest ihn nochmals intensiv durch, bleibt bei ihren Markierungen hängen, findet neue Zeilen. Dann legt sie die Gedichte weg und greift zu ihrem Skizzenbuch. Erste Bilder konkretisieren sich - die Stufen, der Turm, der Baum, der Mund, der Mond ... alles noch ganz anders angeordnet als im Endstadium. Nach einigen weiteren Skizzen nimmt die Vision konkrete Ausmaße an und wird eins zu eins auf einem extra angefertigten Blatt 40x40 festgehalten. Diese ursprüngliche Idee hat 4 Stufen, wobei die Anordnung so aussieht: oben der Turm, dann die Häuser mit den Somnabulen und dem Mond, dann eine kahle Weide und auf der untersten Stufe der blutende Kopf mit dem Verband. Doch die Ausführung zeigt, dass die Stufen zu knapp bemessen sind und die Idee, die Wurzeln des Baumes ebenso wie den Kopf bluten zu lassen und zu dem Blutsee in der unteren Ecke anschwellen zu lassen, nicht stimmig ist. Im zweiten Durchgang werden die 4 Stufen auf 3 reduziert, der Baum wird weggelassen, der Blutsee verkleinert, dafür der Mund mit dem Schlangenknoten vergrößert. Der grüne Hintergrund wird mit einem Tapetenkleisterpinsel sehr wässrig aufgetragen, und alle Gegenstände und Figuren sowie die Stiegen selbst werden so gearbeitet, dass das Grün des Hintergrundes durchschimmert, bei manchen mehr, bei manchen weniger. 

Wie Sie bemerken können, hat Waltraud Zechmeister die Motive aus den Gedichten weiter entwickelt, ihren Erfahrungen angepasst und Elemente, die immer wieder in ihren Bildern auftauchen, abgewandelt eingefügt.

Waltraud Zechmeister versucht in ihrem Bild die  Endzeitstimmung des Expressionismus, die in dem Band Umbrae Vitae sehr intensiv zum Ausdruck kommt, umzusetzen, viele Motive, die einem die Gänsehaut über den Rücken laufen lassen, werden bearbeitet. Und eigentlich sind die hier zum Ausdruck gebrachte Angst und das Grauen Gefühle, die gerade in unserer Zeit wieder in uns aufsteigen angesichts eines drohenden (Welt)Kriegs, wie es auch zur Zeit des Expressionismus der Fall war - nur mit dem Unterschied, dass damals der Krieg nicht nur gefürchtet, sondern auch als Abwechslung auch herbeigesehnt hat, wie Georg Heym in seinem Tagebuch so treffend beschreibt, wo er den Frieden mit einer klebrigen Leimpolitur auf den Möbeln vergleicht.

AND THE BAND PLAYS ON

 

Dieses Bild ist inspiriert von 

 

Manfred Loydolt, KRIEGSGEDICHT

 

Dunkel; ja düster ein Rauch zieht herauf

Verschleiert das Licht das heilt diese Welt.

 

Wahnsinn und Trauer regiert nun die Zeit

Schwarz fällt der Schleier auf alles was lebt.

 

Die Seelen der Toten schreien uns zu

Wieso musst ich gehen, warum und wozu

 

War jung und lieg nun im eigenen Blut!

Musst lassen der Freunde viele zurück.

 

Nicht Macht und nicht Reichtum ist all das wert

Schweigt still ihr Waffen hört auf das was zählt:

 

Ist Jugend und Alter; Mann und ist Frau

Ewig zu wachsen im Frieden das Kind.

 

Waltraud Zechmeister führt dieses Bild in mehreren Schritten aus, zunächst den Hintergrund - "das Licht, das heilt diese Welt" - als Granulation in Hellpink, das eine fast kitschige Schönheit symbolisieren soll. Im nächsten Schritt entstehen die "Seelen der Toten", die von unten in ihrer Qual heraufschreien und uns anklagen, weil sie so früh sterben haben müssen. In verschiedenen Graustufen mit aufgerissenen Mündern und schwarzen Augenhöhlen. Die Sonne, die ausblutet als Folge der Zerstörung durch den Krieg, und der Mond, der bittere Tränen weint über das Schicksal der Welt und der Menschen, die nichts lernen und immer noch nach "Macht" und "Reichtum" streben. 

Die Skizze, in der ein Kind - als Symbol der Hoffnung - Sonne und Mond in den Armen hält, wird aus persönlichen Gründen zunächst nicht ausgeführt. Nach mehreren Versuchen fällt die Entscheidung zugunsten eine Fötus, dessen Foto in das Bild integriert wird. Der "Rauch" und der "Schleier", die das heilende Licht verdunkeln, legt sich in einem letzten Schritt über das Bild.

 

MIXED MEDIA  AUF KEILRAHMEN / 40 X 40 / 2023 / Preis auf Anfrage

GOLD BEACH 2000

Dieses Bild ist inspiriert von

 

Ingeborg Bachmann, FREIES GELEIT (ARIA II)

 

Mit schlaftrunkenen Vögeln
und winddurchschossenen Bäumen
steht der Tag auf, und das Meer
leert einen schäumenden Becher auf ihn.

Die Flüsse wallen ans große Wasser,
und das Land legt Liebesversprechen
der reinen Luft in den Mund
mit frischen Blumen.

Die Erde will keinen Rauchpilz tragen,
kein Geschöpf ausspeien vorm Himmel,
mit Regen und Zornesblitzen abschaffen
die unerhörten Stimmen des Verderbens.

Mit uns will sie die bunten Brüder
und grauen Schwestern erwachen sehn,
den König Fisch, die Hoheit Nachtigall
und den Feuerfürsten Salamander.

Für uns pflanzt sie Korallen ins Meer.
Wäldern befiehlt sie, Ruhe zu halten,
dem Marmor, die schöne Ader zu schwellen,
noch einmal dem Tau, über die Asche zu gehn.

Die Erde will ein freies Geleit ins All
jeden Tag aus der Nacht haben,
daß noch tausend und ein Morgen wird
von der alten Schönheit jungen Gnaden.

 

Waltraud Zechmeister reduziert die Bilder- und Metaphernflut dieses Gedichtes, mit dem sie als einem ihrer Lieblingsgedichte schon sehr intensiv aus den unterschiedlichen Perspektiven auseinandergesetzt hat, auf die für sie wesentlichen Bereiche. So steht für sie der in der ersten Strophe beschriebene Anbruch des Tages im Mittelpunkt: von der linken Bildseite reicht ein aus dem Meer emporsteigender Arm einen goldenen "schäumenden Becher" hinauf zur Sonne, aus der sich der Luftgeist Ariel zu ihm hinabschwingt und diesen von ihm empfangen möchte, doch noch erreicht er ihn nicht, was in dieser Bilddiagonale die Spannung der Erwartung nachzittern lässt.

 

Da Waltraud Zechmeister um die Entstehung des Gedichtes in der Nachkriegszeit weiß, hat sie bewusst das Bild des Rauchpilzes, das ihr zu drastisch erschien, aus ihrem Werk verbannt. Um die Betroffenheit der Dichterin durch den 2. Weltkrieg dennoch darzustellen, verteilt die Malerin auf dem Strand im Vordergrund einiges verrostetes Kriegsgerät. Der Krieg soll als etwas Vergangenes gezeigt werden, dessen Versatzstücke sich verstreut auf dem Strand befinden. Im Gegensatz zu der durch das Kriegsgerät gezeigte Vernichtung  holt sich die friedliche Natur ihr Territorium wieder zurück, und zwar mit den drei im Gedicht genannten königlichen Tieren, dem Fisch, der Nachtigall und dem Feuersalamander. Auf auf dem Bild tragen sie als Zeichen ihrer Würde goldene Kronen. Als Gegensatz zu der Nachtigall, die ihren Platz auf einem Blindgänger gefunden hat und ihr Lied in die Welt schmettert, findet sich der Feuersalamander auf dem im Gedicht angesprochenen Marmorfelsen. Majestät Delphin springt aus seinem Element, dem Wasser.

 

Mit ihrem Bild möchte Waltraud Zechmeister den Kosmos von Bachmanns Gedicht nachspüren, in dem es ihrer Meinung nach um den von der Dichterin erhofften Sieg der Natur über die menschliche Unvernunft, die nur zu Kriegen - wie es leider derzeit nur allzu deutlich zu sehen ist -  führen kann, aufzeigen.

Der Titel des Bildes bezieht sich auf die Landung der Alliierten am Ende des 2. Weltkrieges in der Normandie, wo einer der Strandabschnitte GOLD BEACH genannt wurde. Die Zahl bezieht sich auf das Jahr 2000, in dem es an den Stränden der Normandie so oder ähnlich ausgesehen haben könnte.

 

 

ACRYL AUF MALBRETT / 70 x 50 / 2023 / Preis auf Anfrage

CLOCKWISE

Dieses Bild ist inspiriert von

 

Rainer Maria Rilke, DAS STUNDENBUCH

 

(...)

und jeder Kreis um dich gezogen,

spannt ihm den Zirkel aus der Zeit

 

(...)

Du bogst mich langsam aus der Zelt,

in die ich schwankend stieg.

 

(...)

Hinter den Dingen wechselte der Brand,

dass ihre Schatten ausgespannt,

immer mich ganz bedecken.

 

(...)

es wirrten sich wie Dorngerank

die Linien und die Ovale

(...)

 

Waltraud Zechmeister sind bei ihrer Lektüre des ersten Teils des "Stundenbuchs" von Rilke  verschiedene Bilder und Metaphern des Textes ins Auge gestochen, sie hat diese auf sich wirken lassen und ist durch meditative Assoziationen zu dieser Anordnung der Bilder und Symbole auf dem Malbrett gekommen. 

Der Brand des Gedichtes wird in den Flammen des Hintergrundes aufgenommen, die Kreise und Zirkel der Zeit mutiert zu symmetrisch angeordneten Spiralen mit  Uhren in jedem  Mittelpunkt. Der Gebeugte findet seinen Platz zwischen den Spiralen, die nicht nur die Zeit, sondern auch den Wechsel der Jahreszeiten symbolisieren sollen.

Die Ovale des Textes bilden sich in der  linken unteren Ecke wieder den Fixpunkt der Zeitenwippe. 

Dabei reduzieren sich die Farben neben dem Rot / Orange das Hintergrundes auf Grün, Braun und Grau,

 

 

ACRYL AUF MALBRETT / 40 x 40 / 2023 / Preis auf Anfrage

Corona 50/20

Dieses Bild ist inspiriert von

 

Paul Celan, CORONA

 

Aus der Hand frißt der Herbst mir sein Blatt: wir sind Freunde.
Wir schälen die Zeit aus den Nüssen und lehren sie gehn:
die Zeit kehrt zurück in die Schale.

 

Im Spiegel ist Sonntag,
im Traum wird geschlafen,
der Mund redet wahr.

 

Mein Aug steigt hinab zum Geschlecht der Geliebten:
wir sehen uns an,
wir sagen uns Dunkles,
wir lieben einander wie Mohn und Gedächtnis,
wir schlafen wie Wein in den Muscheln,
wie das Meer im Blutstrahl des Mondes.

Wir stehen umschlungen im Fenster, sie sehen uns zu von der Straße:
es ist Zeit, daß man weiß!
Es ist Zeit, daß der Stein sich zu blühen bequemt,
daß der Unrast ein Herz schlägt.
Es ist Zeit, daß es Zeit wird.

 

Es ist Zeit.

 

Mit dem Titel des Gedichts hat Celan das Sternzeichen CORONA borealis gemeint, in dem Bild von Waltraud Zechmeister links oben. Weitere Versatzstücke von Celans Gedicht sind der Mond mit seinem Blutstrahl, die geknackt Nuss, aus der die Zeit entweicht, auch symbolisiert durch die auf dem Mond befestigte Uhr, die die eine Bilddiagonale bildet. Der Mund  aus dem Gedicht von Celan, wird bei Waltraud Zechmeister gleichzeitig zur Höhle, auf die weiße Figuren von der Corona borealis (aus der heutigen Sicht die Quelle des Corona-Virus') zugehen. Diese Figuren könnten auch, inspiriert von Celan, der in seinem Gedicht von "Geschlecht" spricht, als unsere Vorfahren gesehen werden, die wie wir  ihrem Lebensweg folgen, einer nach dem anderen. Hier findet sich die zweite Bilddiagonle, die sich mit derjenigen vom Mond zur Nuss kreuzt. 

Der Titel meines Bildes bezieht sich daher sowohl auf das im Gedicht Celans genannte Sternzeichen als auch auf die Pandemie im Jahr  2020 , daher Corona 50 20.

 

ACRYL AUF LEINWAND / 40 x 40 / 2023 / Preis auf Anfrage

EIN SOMMERTAG AUF DEM LANDE

Dieses Bild ist inspiriert von 

 

Regina Hilber, EINE HOMMAGE AN DEN FLUSS TAGLIAMENTO

 

im Anfang der Brücke

nach Coldriopo schläft

der Letzte seiner Art

zwei die alles wissen aber

nicht voneinander

der Fluss kann sagen was

es ist aber er wird es nicht

aussprechen

die Pappeln im April

/i poi di Avril/

ihnen gehört die Nacht

 

Der Text in seiner Art, Sprache in verschlüsselter und mehrdeutiger Art zu verwenden, hat Waltraud Zechmeister sofort angesprochen. In ihrer Annäherung an den Text ist sie von der gleich am Anfang genannten Brücke ausgegangen, die sie aber von ihrer örtlichen Gebundenheit loslöst und als Ding an sich, das Verbindungen schaffen kann, definiert. Genauso wird der Fluss zu einem Symbol des Trennenden. Dies wird auch an den beiden Figuren ("zwei die alles wissen aber / nicht voneinander") gezeigt, beide sehen in dieselbe Richtung, was bedeutet, dass sich die männliche von der weiblichen abwendet. Die männliche zeigt Trauer, was noch verstärkt wird durch ihre Position im Fluss. Die weibliche Figur produziert sich oberhalb der Brücke - nur mit einem Bein auf dem Geländer, zeigt ihr Geschick. Das Geheimnis der beiden zu finden, überlässt die Malerin den Betrachtern. Für Waltraud Zechmeister liegt der Fokus des Bildes aber eigentlich auf den Bäumen des Mittelgrundes..

 

ACRYL AUF MALBRETT / 40 x 40 / 2023 / Preis auf Anfrage

ANGEL 209

Dieses Bild ist inspiriert von 

 

Georg Trakl, HERBST DES EINSAMEN

 

Der dunkle Herbst kehrt ein voll Frucht und Fülle,

Vergilbter Glanz von schönen Sommertagen.

Ein reines Blau tritt aus verfallener Hülle;

Der Flug der Vögel tönt von alten Sagen.

Gekeltert ist der Wein, die milde Stille

Erfüllt von leiser Antwort dunkler Fragen.

 

Und hier und dort ein Kreuz auf ödem Hügel;

Im roten Wald verliert sich eine Herde.

Die Wolke wandert übern Weiherspiegel;

Es ruht des Landmanns ruhige Geberde.

Sehr leise rührt des Abends blauer Flügel

Ein Dach von dürrem Stroh, die schwarze Erde.

 

Bald nisten Sterne in des Müden Brauen;

In kühle Stuben kehrt ein still Bescheiden

Und Engel treten leise aus den blauen

Augen der Liebenden, die sanfter leiden

Es rauscht das Rohr; anfällt ein knöchern Grauen,

Wenn schwarz der Tau tropft von den kahlen Weiden.

 

Nach dem Frühlingsbild "ER/SIE IST'S" wollte Waltraud Zechmeister ein Herbstbild nach einem lyrischen Text malen, dabei fiel ihre Wahl auf eines ihrer Lieblingsgedichte von Trakl "Der Herbst des Einsamen". Da dieses Gedicht (siehe oben) sehr viele Bilder und Metaphern aufweist, hat sich Waltraud Zechmeister dafür entschieden, sich bei der malerischen Gestaltung nur an die letzte Strophe zu halten. Der erste Entwurf veränderte sich während des Gestaltungsprozesses immer weiter und entfernte sich damit auch immer mehr von der Stimmung des Originals. Mit der Gestaltung der Engelsflügel, in die goldene Kringel / Schnecken eingewoben wurden, öffnete sich das Bild für die Form des Kringels, der die Dominanz übernahm. Dazu muss angemerkt werden, dass die Schnecke / der Kringel aus dem ureigensten Inneren von Waltraud Zechmeister kommt, die seit der Unterstufe der AHS  die Unterlage ihres Schultisches mit diesen Schnecken in den verschiedensten Formen übersäte, und nichts mit Klimts Malstil zu tun hat. Ob das Gold eine Anlehnung an Klimts Bilder ist, kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. 

 

ACRYL AUF MALBRETT / 40 x 40 / 2023 / Preis auf Anfrage

ER/SIE IST'S

Dieses Bild ist inspiriert von

 

Eduard Mörike, ER IST'S

 

Frühling lässt sein blaues Band

Wieder flattern durch die Lüfte

Süße, wohlbekannte Düfte

Streifen ahnungsvoll das Land.

 

Veilchen träumen schon

Wollen balde kommen.

- Horch, von fern ein leiser Harfenton!

 

Frühling, ja, du bist's!

Dich hab ich vernommen.

 

Waltraud Zechmeister ist in ihrer malerischen Interpretation ausgegangen von dem blauen Band, das durch die "Lüfte flattert", das auch fast die Hälfte des Bildes einnimmt. 

In einem langen Schaffensprozess haben sich der Baum und die Harfe mit dem "leisen" Harfenton, symbolisiert durch die Noten eingefunden. Die Figur in der Mitte hat einige Transformationen durchlaufen, bis sie diese endgültige Form erhalten hat, die österreichische Betrachter zu dem Ausruf "Oh, das ist ja unsere Conchita Wurst!" veranlassen - daher auch der Titel des Bildes. Zum Schluss kamen die Blumenwiese und das Rotkehlchen ins Bild - alles in allem ein Ausdruck für unsere Sehnsucht nach Frieden und Harmonie.

 

DAS BILD SOLL OFFIZIELL CONCHITA WURST GEWIDMET WERDEN - ANFRAGE IST GESTELLT!

 

ACRYL AUF MALBRETT / 40 x 40 / 2022 / Preis auf Anfrage

ELFENBEINTURM

Dieses Bild wurde inspiriert von

 

Regina Hilber, ZWISCHNAUFNAHME

 

da flogen wir über das Zwiebelfeld und

hatten keine Träne mehr für den

Elfenbeinturm

 

Das Wort ELFENBEINTURM hat bei Waltraud Zechmeister eine Flut an positiven Assoziationen ausgelöst, die sich in einer ersten Skizze niedergeschlagen haben.

Im Laufe des Malprozesses hat sich das Bild bis zu seiner endgültigen Form immer wieder verändert.

Der persönlichen Interpretation des Betrachters sind keine Grenzen gesetzt. 

 

ACRYL AUF KEILRAHMEN / 36 x 36 / 2022 /

Preis auf Anfrage

DER KRIEG

Das Bild ist von dem folgenden Gedicht inspiriert:

 

Georg Heym, DER KRIEG 1911

 

Aufgestanden ist er, welcher lange schlief,
Aufgestanden unten aus Gewölben tief.
In der Dämmrung steht er, groß und unerkannt,
Und den Mond zerdrückt er in der schwarzen Hand.

 (...)

Auf den Bergen hebt er schon zu tanzen an
Und er schreit: Ihr Krieger alle, auf und an.
Und es schallet, wenn das schwarze Haupt er schwenkt,
Drum von tausend Schädeln laute Kette hängt.

 

Einem Turm gleich tritt er aus die letzte Glut,
Wo der Tag flieht, sind die Ströme schon voll Blut.
Zahllos sind die Leichen schon im Schilf gestreckt,
Von des Todes starken Vögeln weiß bedeckt.

 

(...)

In die Nacht er jagt das Feuer querfeldein
Einen roten Hund mit wilder Mäuler Schrein.
Aus dem Dunkel springt der Nächte schwarze Welt,
Von Vulkanen furchtbar ist ihr Rand erhellt.

(...)

Das doppelte "Aufgestanden ist er" möchte Waltraud Zechmeister mit der schreienden männlichen Gestalt im Vordergrund thematisieren. Der Mann ist ungepflegt, wild, dreckig wie einer der lange in "Gewölben tief" schlief, 

Seine Augen sind rot vor Kampfeswut und spiegeln die Flammen der Zerstörung. Bewusst wurde kein Soldatentarnanzug gewählt, sondern ein schwarzer Pullover, der vor dem rot-magenta Hintergrund das Grauen des  Krieges noch mehr verstärken soll, der eine Kette mit Totenköpfen um seinen Hals trägt - noch von den letzten Kämpfen, bevor er sich zu dem Schlaf in den Gewölben zurückzog und daher etwas morsch und zerrissen. Hoch über dem Kopf hält der Krieg eine Kalaschnikow, mit der er die kampffähigen Männer in die Schlacht befiehlt. Außer dem brennenden Wald, der direkt vom Gedicht inspiriert ist, stammen die weiteren Kriegsgeräte aus dem 21. Jahrhundert - der Panzer und der Laptop, mit dem jede Art von Raketen und auch ABC Waffen abgeschossen werden können. Der rot-magenta Hintergrund verweist auf die Zerstörung durch den Krieg im allgemeinen und das in Heyms allgegenwärtige Feuer.

Das  Bild ist anlässlich des Einmarsches von Putins Truppen in der Ukraine am 24. Februar 2022 entstanden.

 

ACRYL AUF LEINWAND  40 X 40 / 2022 / Preis auf Anfrage

G.'s VISIONEN

Dieses Bild ist inspiriert von

 

Stefan George ALGABAL

 

Mein garten bedarf nicht luft und nicht wärme ·

Der garten den ich mir selber erbaut

Und seiner vögel leblose schwärme

Haben noch nie einen frühling geschaut.

 

Von kohle die Stämme · von kohle die äste

Und düstere felder am düsteren rain ·

Der früchte nimmer gebrochene läste

Glänzen wie lava im pinien-hain.

 

Ein grauer schein aus verborgener höhle

Verrät nicht wann morgen wann abend naht

 Und staubige dünste der mandel-öle

Schweben auf beeten und anger und saat.

 

Wie zeug ich dich aber im heiligtume –

So fragt ich wenn ich es sinnend durchmass

In kühnen gespinsten der sorge vergass –

Dunkle grosse schwarze blume?

 

Ausgegangen ist Waltraud Zechmeister von dem Satz wie zeug ich dich (...) Dunkle grosse schwarze blume. Daraus entstand die Bilddiagonale, die man entweder als Zeugung der Blume oder auch als Verschlingen des Menschen durch die Blume deuten kann. Die weiteren Versatzstücke stammen alle aus dem Gedicht (Heligtume, ungepflückte Läste auf den Bäumen, leblose Vögel).

Der Titel  des Bildes ist auch bewusst zweideutig gewählt: G für George, aber auch für Greta, in deren Vision die Erde vielleicht mal so aussieht, wenn es keinen Klimawandel gibt:

 

ACRYL AUF LEINWAND 40 x 40 / 2022 / Preis auf Anfrage

IM JARDIN DES PLANTES 2022

Dieses Bild ist inspiriert von

 

Rainer Maria Rilke, DER PANTHER

Im Jardin des Plantes, Paris

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein. 

 

Mit dem Eingesperrtsein des Panthers, der bei Rilke unverkennbar ein Symbol für den Menschen ist, assoziiert Waltraud Zechmeister das Eingesperrtsein während der Pandemie. Auch wir sind eingesperrt in unsere 4 Wände, umgeben von unseren Gedanken, die oft nur um das Virus kreisen - ein Tanz  (...)u m eine Mitte - und den Informationen von draußen, symbolisiert durch die Zeitungen im Hintergrund und den PC, der auch auf Homeoffice deuten soll. Und draußen die Natur, zu der wir nicht gelangen können. Das Auge zeigt die Sehnsucht danach - geht ein BIld hinein (...) und hört im Herzen auf zu sein. Auf den weißen Stäben - Verweis auf die digitalen Schranken - ist  der Text von Rilke geschrieben, die Pantherpfote verweist auf das Gedicht und die Maske auf Corona. 

 

MIXED MEDIA AUF LEINWAND 40 x 40 / 2022 / Preis auf Anfrage

AMOURÖS 

 

Dieses Bild ist inspiriert von 

 

Iovakos Karamballis, DIE FREIHEIT KAM IM MAI

 

Die SSler hatten die Frauen getrennt, von den Männern gesondert, gehalten. Die meisten Frauen wohnten damals in Zelten nahe dem Wald. Zwischen ihnen und uns befand sich der elektrisch geladene Zaun, den ich jetzt vom Turm aus sah, weiter weg der andere Zaun aus Stacheldraht, alle 60 Meter eine Wache. In jener Zeit standen wir jeden Sonntag, an dem wir nicht arbeiteten, stundenlang dort und sahen die Frauen, die von den Zelten heraustraten und uns ebenfalls beobachteten. Die Distanz, die uns trennte, war groß. Es ist fraglich, ob wir miteinander sprechen hätten können, selbst wenn wir geschrien hätten. Selbstverständlich wagte niemand, etwas Derartiges zu versuchen. Noch war es nötig. Dieses schweigsame, gegenseitige Betrachten, das zwei Zäune aus Stachel-draht durchdrang, hatte keine Sprache nötig. Es waren die Stunden der Liebe in Mauthausen. Jedoch bedenke: Diese Frauen und diese Männer, die einander schweigend unendliche Stunden lang ansahen, waren mit denselben gestreiften, verblichenen, tausendmal getragenen Kleidern von Zuchthäuslern bekleidet. Ihre Körper waren ausgedörrt, ihre Wangen eingefallen und haarig durch den Vitaminmangel. Das Haar geschoren, in einem Streifen von der Mitte der Stirn bis zum Nacken rasiert. Nur die Augen waren größer und tiefer denn je, damit sie die Angst fassen konnten. Der unter Hochspannung stehende Zaun und der Stacheldraht mit den Wachen waren nicht eine einfache technische Installation, sondern ein unüberwindbares Hindernis. Hier legte eine Anordnung fest, dass sich das Männliche vom Weiblichen endgültig trenne. Eine Anordnung, groß wie das Schicksal. Eine Trennung des ewigen Paares. Ein Schnitt gegen die Natur, gegen die vom Himmel und der Erde Bestimmten, „ein Fleisch und Blut“ zu sein. Das Leben brach, die Natur war ermordet. In das Essen schmissen sie Drogen. Die Frauen fühlten sich nicht länger als Frauen. Die Regel blieb aus. Die Männer waren impotent, keine Erektionen, keine nächtlichen Ejakulationen. Die Körper waren verdörrt. Aber diese Sonntage waren die Tage der Liebe in Mauthausen. Das lange, stundenlange Betrachten holte die Lust in ihrer ganzen Heiligkeit und Wehmut in die großen und tiefen Augen. Und du spürtest ein Beben in den Füßen, als würde jemand eine riesige, tief in der Erde steckende Trommel schlagen. Wenn die Zäune plötzlich weg wären... Männer und Frauen würden einander in einem gierigen Begehren fassen. Die halbtoten, knochigen Körper würden umarmt auf das Gras und die Erde rollen, würden schmelzen, würden jaulen, würden sterben, wie... wie der Gefangene, der an einem verschneiten Tag in die SS- Küche raste, eine gekochte Rinderkeule umarmte und aß. Er aß und aß. Sie schlugen ihn und er aß, sie verletzten ihn tödlich und er aß weiter, sie töteten ihn und er aß immer noch.

 

Waltraud Zechmeister setzte sich mit ihrem Bild "Amourös" mit dem  gleichnamigen Kapitel aus dem Buch „Die Freiheit kam im Mai“ von Iakovos Kambanellis auseinander. 

Anbei der Kommentar der Künstlerin zu ihrem Bild:

Mein Bild beschäftigt sich mit den ersten beiden Seiten des Kapitels „Amourös“, wo sich eine geschlechtliche Beziehung aufbaut zwischen den durch Elektro- Stacheldrahtzaun und Wachen getrennten Frauen und Männern aufbaut.

In meinem Bild ist der Hintergrund die Sträflingskleidung, der sogenannte KZ-Pyjama, mit dem alle bekleidet sind, was zeigen soll, dass alle gleich schlecht behandelt werden und sich, abgesehen von ihrem Geschlecht, nicht mehr voneinander unterscheiden. Dies zeigt sich auch daran, dass die Menschen nur als Striche gemalt sind, alle in demselben eintönigen Grau ihres Alltags, der ihnen alle Kräften auszehrt und sie als leere Hüllen zurücklässt. Die Striche könnten auch auf die Statistiken der Oberbefehlshaber hinweisen, für die die Gefangenen nichts mehr als Striche in einer Liste sind – so viele Frauen, so viele Männer, so viele Überlebende, so viele Tote.

Die beiden Gruppen stehen einander gegenüber, auch auf dem Bild durch einen Stacheldraht getrennt, dieser ist dreidimensional in das Bild eingebaut, unten ragen die Kettenglieder über den Bildrand hinaus – wird sich jemals etwas ändern an der Unterdrückung von Menschen durch Menschen.

Über das ganze Bild legen sich rote Schlieren, einmal auf der einen, dann wieder auf der anderen Seite beginnend. Diese sollen die Geschlechtlichkeit aufzeigen, die die beiden Gruppen verbindet, die sexuelle Beziehung, in der sie stehen (möchten, wenn dies möglich wäre).“

 

Das Bild entstand für die Ausstellung "Hundert Bilder für die Freiheit", organisiert von Elena Strubakis.

 

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Fotos nach der Realität

Natur und ich

Tiere

Dinge

Wiener Typen - mit Filtern bearbeitete und mit Text versehene Fotos

Fotoverfremdungen

Bilder für die Ausstellung  "Der zufrieden Sklave"

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also

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ein gedicht

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oder doch

ein loch

© Waltraud Zechmeister

 

 

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